Die staatliche Einspeisevergütung hat die Energiewende in Deutschland maßgeblich nach vorne gebracht. Denn sie war lange Zeit der entscheidende Grund, wieso sich Haushalte in Deutschland überhaupt für eine PV-Anlage entschieden haben.
Warum war das so? In den 2000er-Jahren war die Einspeisevergütung sehr lukrativ. 2004 konnte man mit einer durchschnittlichen Anlage 57,4 Cent/kWh dazuverdienen.
Das heißt: Wenn eine Solaranlage im Jahr 9.000 kWh produziert, sind das über 5.000 € Zusatzeinnahmen pro Jahr. Bei einer garantierten Förderdauer von 20 Jahren sind das über 100.000 €. Auch nach Steuern etc. war das eine wirklich gute Investition für viele Haushalte.
Damit die Einspeisevergütung die Strompreise aber nicht zu sehr in die Höhe treibt, wurde ein sogenanntes Degressionsprinzip eingeführt. Einfach gesagt: Je mehr PV-Anlagen installiert werden, desto geringer ist die Einspeisevergütung.
Also sank die Vergütung aufgrund des PV-Booms immer weiter ab. In 2013 lag sie dann bei knapp 15 Cent/kWh. Heute liegt sie bei knapp 8 Cent/kWh.
Viele Haushalte stellen sich daher zurecht die Frage: Lohnt sich das überhaupt noch? Und auch der Staatshaushalt ist von den hohen Vergütungszahlungen belastet. Muss die Einspeisevergütung also abgeschafft werden?
Nein, die Einspeisevergütung sollte zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeschafft werden. Zwar sind PV-Anlagen inzwischen deutlich günstiger geworden und Bundeswirtschaftsministerin Reiche sagt zurecht, dass sich die meisten PV-Anlagen langfristig auch ohne Einspeisevergütung lohnen. Allerdings droht ein erneuter PV-Einbruch, falls die Einspeisevergütung schlagartig abgeschafft werden würde.
Die aktuelle Situation erinnert sehr an den Anfang der 2010er-Jahre. Der PV-Ausbau läuft grundsätzlich gut, vor allem, da Photovoltaik langfristig die günstigste Stromquelle ist. Gleichzeitig wird die Kombination mit Stromspeichern immer rentabler, Komplettsysteme werden immer intelligenter ausgesteuert und und und.
Nicht zu vergessen: Die Einspeisevergütung ist mit knapp 8 Cent/kWh zwar deutlich geringer als früher, aber für viele Haushalte eine verlässliche Einnahmequelle.
Das heißt: Wenn die Einspeisevergütung jetzt abgeschafft wird, fehlt neuen PV-Betreibern diese wichtige Einnahmequelle. Grund dafür ist, dass die Direktvermarktung – die lukrative Alternative zur Einspeisevergütung – noch nicht in der breiten Masse skalierbar ist.
Und wenn weder Einspeisevergütung noch Direktvermarktung für PV-Haushalte verfügbar ist, dann droht ein erneuter PV-Einbruch.
Sobald die Direktvermarktung massentauglich ist, ist die Einspeisevergütung voraussichtlich nicht mehr notwendig. Warum? Weil die Direktvermarktung netzdienlicher und lukrativer ist. Der Staat, die Netzbetreiber und die PV-Betreiber profitieren also gleichermaßen.
Was brauchen wir, um die Direktvermarktung massentauglich zu machen?
Die Lösung dieser drei Punkte ist der erste Schritt auf dem Weg zur Energiewende mit funktionierenden dezentralen Lösungen (Stichwort virtuelles Kraftwerk). Die Abschaffung der Einspeisevergütung ist dann ein möglicher zweiter Schritt.
Deswegen gilt auch hier: Der zweite Schritt darf nicht vor dem ersten gemacht werden. Sonst droht ein erneuter PV-Einbruch, den wir uns wirtschaftlich, sozial und ökologisch nicht leisten können.