
Eine Studie der New Energy Alliance, einem Bündnis von über 20 führenden Energieunternehmen, hat ergeben, dass die Energiewende in Deutschland dank Dezentraler Energielösungen bis zu 255 Milliarden Euro günstiger werden kann. Wir erklären, wieso Dezentrale Lösungen so wichtig sind, wie sie eingesetzt werden müssen und was jetzt zu tun ist.
Die Energiewende in Deutschland steht an einem entscheidenden Punkt: Die Energiepreise schwanken, die Abhängigkeit von anderen Staaten ist groß und die berühmte deutsche Bürokratie zeigt sich von ihrer langsamsten Seite. Gleichzeitig steigt der Strombedarf kontinuierlich an. Was sind die Probleme in der aktuellen Energiewelt? Es gibt drei Themen, mit denen wir uns beschäftigen müssen.
Aktuell kommen in Deutschland rund 50 % des Stroms aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Das ist gut, weil der Strom dadurch tendenziell deutlich günstiger wird.
Gleichzeitig erfordern die enormen Erneuerbaren-Kapazitäten auch einen starken Ausbau des Stromnetzes. Um diesen Ausbau zu finanzieren, bezahlen Haushalte, die Strom aus dem Netz beziehen, die sogenannten Netzentgelte.
Da immer mehr Haushalte ihren eigenen Strom produzieren, bezahlen immer weniger Haushalte Netzentgelte. Die steigenden Kosten für den Netzausbau müssen also auf weniger Haushalte verteilt werden. Das ist unfair und führt langfristig zu extrem hohen Strompreisen für Haushalte, die auf Strom aus dem Netz angewiesen sind.
Die Frage: Wie können wir günstige Energie für alle bereitstellen?
Konventionelle Energieträger bringen enorme geopolitische Risiken mit sich. Denn wenn wir in Deutschland zum Beispiel auf Erdgas aus anderen Ländern angewiesen sind, begeben wir uns in eine Abhängigkeit, in der wir äußeren Faktoren ausgeliefert sind.
Die Auswirkungen davon bekam Deutschland regelmäßig zu spüren. Angefangen bei den Erdöl-Embargos in den 1970er- und 1980er-Jahren bis hin zur Energiekrise in 2022/2023, die durch den Krieg in Osteuropa ausgelöst wurde.
Erneuerbare Energien machen zwar unabhängig, wecken aber gleichzeitig Fragen zur Versorgungssicherheit auf. Denn Sonne und Wind gibt es zwar überall, aber die Sonne scheint nicht immer und auch der Wind lässt mal nach.
Die Frage: Wie können wir sichere Energie für alle bereitstellen?
Egal ob es zum Beispiel um die Anmeldung einer PV-Anlage oder den Einbau eines Smart Meters geht: Die deutsche Bürokratie macht es Haushalten extrem schwierig, in eine günstiges und sicheres Energie zu steigen.
Nehmen wir die Anmeldung einer PV-Anlage auf dem eigenen Dach als Beispiel. Diese muss beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden. Das Problem dabei ist, dass es in Deutschland fast 900 Netzbetreiber gibt, die alle ihre eigenen Prozesse für diese Anmeldung haben. Es gibt keine einheitlichen Prozesse, Dokumente oder Richtlinien. Von Haushalten und Unternehmen wird einfach verlangt, sich damit zurechtzufinden.
Das ist nur eins von etlichen Beispielen, die zeigen, wie kompliziert Energie in Deutschland gemacht wird.
Die Frage: Wie können wir einfache Energie für alle bereitstellen?
Die ideale Energiewelt von morgen lässt sich mit zwei Worten beschreiben: bedarfsgerecht und gesamtkosteneffizient. Bedarfsgerecht ist einfach erklärt. Wir müssen alle Bedarfe abdecken, ohne unnötige Mehrkosten zu verursachen. Aber was ist Gesamtkosteneffizienz?
Die Gesamtkosten effizient zu gestalten bedeutet, alle Kosten im Blick zu haben und sie durch die passenden Maßnahmen zu minimieren.
In der Energiewelt müssen wir zum Beispiel Stromerzeugungskosten, Netzausbaukosten, und volkswirtschaftliche Effekte berücksichtigen. Das Ziel ist dann, diese Kosten zu minimieren, indem wir unsere Technologien sinnvoll kombinieren. Dafür haben wir drei Technologien zur Auswahl:
Der Begriff “Erneuerbare Energien” umfasst in diesem Kontext großflächige Photovoltaikanlagen, Windparks, Wasserkraft und sonstige CO₂-freien Methoden zur Energieerzeugung.
Ihr Hauptmehrwert: Günstig Strom erzeugen und langfristig Unabhängigkeit von importierten Energieträgern schaffen.
Konventionelle Energieerzeugung bezieht sich hier auf gas-basierte Energieerzeugung. Das sind sowohl Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD) als auch “H2-ready”-Anlagen.
Ihr Hauptmehrwert: Solange die Speicherkapazität für Erneuerbare Energie noch nicht genug ausgebaut ist, dienen Gaskraftwerke als kurzfristig hochfahrbare Backup-Kapazität, wenn die Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien nicht ausreicht. Dabei bleiben sie dennoch abhängig von den schwankenden Gaspreisen und dem steigenden CO₂-Preis.
Dezentrale Lösungen sind lokal oder regional installierte Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchskapazitäten. Dazu gehören vor allem Aufdach-Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen und Wallboxen.
Sie haben vielfältige Mehrwerte: Sie haben relativ geringe Investitionskosten und können lokale Bedarfe durch eine intelligente Steuerung (auch kurzfristig) abdecken - das entlastet auch das Stromnetz. Gleichzeitig können Dezentrale Lösungen flexibel und bedarfsgerecht skaliert werden. Es kommt also nicht zu Überinvestitionen in Kapazitäten, die ggf. gar nicht benötigt werden (“Frontloading”).
Für eine bedarfsgerechte und gesamtkosteneffiziente Energieversorgung müssen alle drei Technologien sinnvoll miteinander kombiniert werden. Erneuerbare Energien erzeugen den Großteil des Stroms, während Gaskraftwerke und Dezentrale Lösungen bei Bedarf einspringen.
Wie die Studie der New Energy Alliance zeigt, können in solch einem System signifikante Kosteneinsparungen erzielt und große Wertschöpfungen geschaffen werden. In Zahlen:
Die Studie zeigt damit, dass Dezentrale Lösungen eine Schlüsseltechnologie sind, um Energie günstig, sicher und einfach zu machen. In Verbindung mit Erneuerbaren Energien sind sie zudem ein wichtiger Baustein auf dem Weg Richtung Klimaneutralität.
Um das Einsparpotenzial von Dezentralen Lösungen zu aktivieren, braucht es sieben Maßnahmen:
Was genau diese Forderungen beinhalten, wie sie umgesetzt werden können und welche weiteren Erkenntnisse die Studie liefert, erfahren Sie auf der Website der New Energy Alliance.